12. Mai 2022

Die Errichtung der neuen Pottendorfer Linie schafft durch die absehbare Stilllegung der alten Trasse einen neuen innerörtlichen Freiraum, der 4,1 km lang ist. Die Chance, diesen innerörtlichen Freiraum innovativ und attraktiv neu zu gestalten, griff die Stadtgemeinde Ebreichsdorf proaktiv auf und lud zu einem Ideenfindungsprozess. Ziel war die Entwicklung von Gestaltungsvorschlägen für die Neugestaltung der ehemaligen Bahntrasse als Erholungs- und Freizeitband für die Stadtgemeinde Ebreichsdorf. Das Projekt ist in den Stadterneuerungsprozess eingebettet und findet Unterstützung durch die NÖ.Regional.

Die Stadtgemeinde Ebreichsdorf hatte zu Jahresbeginn 2022 die Bevölkerung aufgefordert, sich an der Gestaltung des neuen Parks zu beteiligen. Neben einer Namenssuche für den künftigen Park waren alle EbreichsdorferInnen von Jung bis Alt, Schulen, Vereine, Organisationen und Unternehmen aufgefordert, ihre Ideen bis Ende Februar an die Stadtgemeinde zu schreiben. Diese zahlreich eingelangten Ideen wurden gesammelt und als Grundlage eines studentischen Ideenwettbewerbs aufgearbeitet.

Die Abwicklung des Verfahrens fand in Form eines Workshops vor Ort statt. 10 StudentInnen der Studienrichtung Landschaftsplanung waren vom Institut für Landschaftsarchitektur der Universität f. Bodenkultur geladen, um sich am Ideenfindungsprozess zu beteiligen. Am Freitag, den 6. Mai fand nun die Jurysitzung im Rathaussaal statt, welche die beeindruckend qualitativen Arbeiten prämierte.

Die Wettbewerbsaufgabe umfasste den Entwurf eines Gesamtkonzepts für den Freiraum entlang des alten Trassenbands. Angestrebt waren, neben der Ausbildung eines grünen Rückgrats, ein eigenständiges Erholungs- und Freizeitband, welches an die bestehenden regionalen Freiräume anknüpft und zusätzlich Wegenetz (Fuß-Radwege) erweitert. Im vorgegebenen Bereich sollten Vorschläge für die Gestaltung unterschiedlicher Park- und Wegsituationen entstehen, die mit dem Ziel eine naturnahe Erscheinung zu erlangen, neue Freiraumqualitäten offenbaren.

Die Gestaltungsvorschläge sollten Visionen und neue Lösungen für die Ausgestaltung der ehemaligen Bahntrasse aufzeigen. Die Wettbewerbsbeiträge stellen nun spannende, innovative und zum Teil bereits umsetzbare Vorschläge und Ideen dar, die einer weiteren Zielfindung in der Stadtgemeinde dienen.

Die Entwürfe der PreisträgerInnen dienen somit als Diskussionsgrundlage für die weitere Bearbeitung im Zuge der Stadtentwicklung und Landesaktion NÖ Stadterneuerung.

Wegweisend sind dabei sowohl Projektionsgebiet als auch Herangehensweise, denn sie binden zukünftige NutzerInnen und einschlägige ExpertInnen aktiv ein, um schrittweise in eine wegweisende, attraktive und  innovative Freiraumgestaltung zu münden.

Jurybeurteilung

Das Projekt attestiert den unterschiedlichen Teilräumen in Ebreichsdorf wertvolle Stärken und Potenziale. Diese sollen auf das Projektgebiet projiziert werden und dadurch die einst durch die Trasse zerschnittenen Bereiche verbinden bzw. fusionieren. Das Echo das von den Teilräumen ausgeht soll im Park gefangen werden, der Park soll als Resonanzkörper dienen. Attraktiv gestaltete und sozial wertvolle Strukturen (Vereine/Partizipative Prozesse) finden sich dann im Park wieder und stellen die Grundstruktur der Gestaltung dar.

Der durchgängige Radweg ist streng linear, während die Fußwege geschwungen verlaufen und durch saisonale Wiesenpfade ergänzt werden. Die Raumabfolge zoniert sich ausgehend vom zentralen „Herzstück“, dem Bereich des alten Bahnhofs. Eine Schaubrauerei im alten Bahnhofsgebäude mit auch öffentlich zugängigem Gastgartenbereich, Bereichen für einen Markt und kulturellen Veranstaltungen, Pergola und Wasserfläche bilden das Zentrum. Angrenzend folgen die „Industrial Chic“ Zonen die im Bereich des Lagerhauses als Jugendtreff, einem abgestellten Waggon und im südlichen Bereich neben dem Betriebsgebiet als Austauschbereich mit den Gewerbebetrieben dienen sollen (Schauwerkstatt/Austausch).

Die gewässerbegleitenden Zonen der „Uferbereiche“ werden mit Holzstegen und Schotterbänken zugänglich und erlebbar gemacht. Am nördlichen und südlichen Ende des Bearbeitungsgebiets befinden sich die beiden Bereiche der „weiten Wiesen“, die insbesondere für ihren weiten Blick in die Landschaft bekannt sind.

Die Jury hebt besonders positiv hervor, dass sich sowohl Idee als auch Konzept aus den unmittelbar angrenzenden Bereichen Ebreichsdorf ableiten. Sowohl gestalterisch als auch hinsichtlich Nutzung wurde die Atmosphäre der Nachbarschaft glaubwürdig eingebunden und mit partizipativen Nutzungsangeboten ergänzt. Die Eingriffe und Gestaltungsvorschläge erscheinen insbesondere in den Uferbereichen sensibel und angemessen. Beim weiter ausgearbeiteten Herzstück wird ein Konnex zum Stadtzentrum vermisst und auch die Querungsmöglichkeiten könnten deutlicher Teil des Konzepts werden. Abschließend wird das Projekt als gut für Ebreichsdorf vorstellbar beurteilt.