25. Februar 2022

Ybbstal. Das ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich lud vergangene Woche GemeindevertreterInnen der NÖ Kleinregion Ybbstal zu einer Diskussionsrunde unter dem Titel „Wohnbau als wesentliches Element der Ortsentwicklung“. Inspiration und Know-how lieferte Dr. Benedikt Erhard, Bürgermeister der Gemeinde Lans in Tirol.

Die Wanderausstellung „Boden für alle“ des Architekturzentrums Wien, welche derzeit in der Galerie raumimpuls in Waidhofen an der Ybbs zu sehen ist, diente als Anlass zum gemeinsamen, interkommunalen Austausch rund um neue Formen des Bauens und Wohnens. Im Zuge eines sogenannten Wohnbaufrühstücks wurden im Schloss Rothschild die Herausforderungen und Ansprüche der Gemeinden an einen zukunftstauglichen, mit der Struktur der Region verträglichen, Wohnbau diskutiert.

Anstoß für potenzielle, neue Wege in der Siedlungsentwicklung lieferte Bürgermeister Dr. Benedikt Erhard mit seinem Impulsreferat über die aktuelle Ortskernentwicklung in seiner Heimatgemeinde Lans in Tirol. Die 1.100-Einwohner-Gemeinde hat mit explodierenden Grundstückpreisen und Investorendruck durch gewerbliche Bauträger zu kämpfen. Um diese Entwicklung nicht zu befeuern und der Wohnungsspekulation einen Riegel vorzuschieben, wurde das in Gemeindebesitz befindliche Baufeld „Oberes Feld“ nicht zum Verkehrswert auf den Markt gebracht, sondern mit 1,5 ha für den geförderten Wohnbau reserviert. Somit wurden neue Wege in der Siedlungsentwicklung beschritten. Unterstützt von der Dorferneuerung Tirol und unter Einbindung der Bevölkerung ging aus einem geladenen Wettbewerb ein Rahmenplan für das Grundstück hervor, der Basis für ein Bieterverfahren unter den Tiroler gemeinnützigen Bauträgern war. Das innovative und auf die Lebensbedürfnisse der künftigen BewohnerInnen zugeschnittene Wohnmodell ist auf die Struktur des Dorfes abgestimmt und bietet die Vorteile des Einfamilienhauses im Geschosswohnungsbau an. „Beim Oberen Feld geht es um das gute Leben und das gute Leben ist mehr als Architektur“, bekräftigt Bürgermeister Erhard. So soll in den nächsten 10 bis 15 Jahren eine lebendige Siedlung mit Gemeinschaftsräumen, verbindenden Freiraumelementen, einem Generationencafé, SeniorInnenbetreuung, Coworking und einigem mehr geschaffen werden.

Die BürgermeisterInnen, AmtsleiterInnen sowie MitarbeiterInnen der Bauabteilungen aus den 10 Ybbstaler Kleinregionsgemeinden ließen sich von dem Vortragenden mitreißen und diskutierten gemeinsam mit Architekt DI Ernst Beneder, Vertreterinnen von ORTE Architekturnetzwerk NÖ und NÖ.Regional über die aktuellen Herausforderungen im Wohn- und Siedlungsbau in Niederösterreich. Am Tiroler Beispiel wurde deutlich, dass es auch kleine Gemeinden in der Hand haben, mit aktiver Bodenpolitik, qualitätsvollen Wettbewerbsverfahren und BürgerInnenbeteiligung die Siedlungsentwicklung in soziale und nachhaltige Bahnen zu lenken. „Wir schauen uns an, wie machen es andere. Es braucht Entwicklung bei gleichzeitiger Schonung unsere Ressourcen – insbesondere unserer Flächen. Gerade auch in der Siedlungsentwicklung heißt es neue Wege gehen, wie etwa auch im Betriebsgebiet“, so Kleinregionssprecher Bürgermeister Werner Krammer.

Zum Abschluss erfolgte noch ein gemeinsamer Rundgang durch die Ausstellung „Boden für alle“, in der bodenpolitische Hintergründe und Zusammenhänge anschaulich gemacht werden.